Toiletten

„Da, wo es nach Scheiße riecht,

riecht es nach Leben.

Der Mensch hätte durchaus nicht scheißen können,

aber er hat gewählt zu scheißen,

wie er gewählt hätte zu leben,

anstatt zuzustimmen, tot zu leben

(Artaud: Schluss mit dem Gottesgericht, 15).“

Müssen muss jede:r. Dagegen entscheiden kann man sich nicht, ohne sich gegen das Leben selbst und für den Tod zu entscheiden. Denn der Gang zur Toilette gehört zu den alltäglichsten, nötigsten Verrichtungen des Menschen. Umso qualvoller ist es, findet man einmal keine Toilette. Dringendes einzuhalten ist schmerzhaft. Jede:r hat diese schmerzhafte Erfahrung in seinem Leben schon einmal gemacht. Denn als Kinder waren wir alle einmal unfähig dazu. Und wir sind alle lange nicht ganz souverän über unsere Blase gewesen. Irgendwann hat sich jede:r in die Hose gemacht. Wem es vergönnt ist, alt zu werden, wird es vielleicht wieder erleben. „Der Vorgang der Exkretion betrifft uns alle, ungeachtet unseres sozialen Standes, unseres Geschlechts, unserer Ethnie oder unserer Religionszugehörigkeit. Wir müssen scheißen, Tag für Tag, Jahr für Jahr – und wenn wir irgendwann damit aufhören, sind wir tot (Werner: Dunkle Materie, 71).“

Egalité, Holzschnitt, Paris 1836 (Werner, 72).

Vor der Toilette sind alle gleich. Denn wir alle brauchen Toiletten. Aber wir haben nicht alle dieselben Zugangsmöglichkeiten zu Toiletten. Vor der Toilette sind alle ungleich. Außerhalb der eigenen vier Wände bekommt man ein Gefühl hierfür. Der Zugang zur Toilette wird unterwegs unsicher. Wie oft musste man und wusste sich nicht zu helfen? In der Fremde ist es umso schwieriger. Man kennt sich nicht aus. Vielleicht fragt man in einem Café oder nach dem Weg zur nächsten öffentlichen Toilette. Vielleicht kann man sich aber nicht selbst helfen oder anderen verständlich machen. Oder es gibt weit und breit keine Toilette. Außerhalb der eigenen vier Wände, unterwegs bekommt man ein Gefühl dafür, wie es sein könnte, nirgendswo daheim zu sein. Keine vier Wände und keine Toilette sein Eigen zu nennen. Vor der Toilette sind alle ungleich. Denn manche Menschen sind besonders angewiesen auf die öffentlichen Angebote.

Unort erkundet unterschiedliche Aspekte dieser alltäglichsten Alltäglichkeit. Dabei wird die politische Dimension der Toilette herausgearbeitet. Hierbei geht es zugleich um nüchterne Bestandsaufnahmen sowie Möglichkeiten über Bestehendes hinauszugehen. Vor allem soll aber eine Hilfestellung geleistet werden. Unort verzeichnet die öffentlichen Toiletten in Frankfurts Zentrum, um den Weg zur Toilette zu erleichtern. Die Karte findet sich unter: https://unort.org/toiletten/frankfurt/navigation/

Außerdem verzeichnet Unort Einrichtungen für wohnungslose Menschen, in denen Toiletten und Duschen zur Verfügung stehen. Übernachtungsmöglichkeiten werden hier auch verzeichnet. Die Karte findet sich unter: https://unort.org/toiletten/kontext/wohnungslosigkeit/

GDPR Cookie Consent mit Real Cookie Banner