Typologie

Standardmodelle

Modulare Toilette der Hering Unternehmensgruppe

Toiletten dieser Bauart finden sich im Rebstockbadpark und auf dem Spielplatz nahe der Gutzkow-Straße. Neben einem Pissoir mit Waschbecken, weist das Modell eine barrierefreie Kabine mit Waschbecken und Sitztoilette für beiderlei Geschlecht auf. Die Einrichtung ist aus stabilem und leicht zu reinigendem Stahl gearbeitet. Beide Kabinen lassen sich abschließen. Für die Nutzung wird kein Entgelt erhoben. Beide Toiletten weisen entsprechend ihrer modularen Bauart jedoch geringfügige Variationen auf: das sechseckige Toilettenhäuschen im Rebstockbadpark umfasst neben den beiden beschriebenen Kabinen noch eine zusätzliche Toilettenkabine, ausschließlich für behinderte Menschen. Die beiden Toiletten sind mindestens dreißig Jahre alt und wurden von der Hering Unternehmensgruppe gebaut, die seit den 70er Jahren serienmäßig Toiletten entwickelt. Mittlerweile sehen die Modelle der Hering Unternehmensgruppe deutlich anders aus. Die Hering Unternehmensgruppe blickt auf eine hundertjährige Geschichte zurück, die vor allem durch Anlagenbau im Bahnbereich geprägt ist. Besonders die 2010 etablierte Marke >Rail&Fresh< ist den meisten Bahnfahrer:innen wohlbekannt.

Hering Modular-System im Rebstockbadpark

TRIAX-Systemtoilette der Bioline Handels GmbH

Werbespruch des Herstellers: „Selbstreinigend, barrierefrei, vandalismussicher.“ Toiletten dieser Bauart finden sich am Bahnhof Rödelheim, im Grüneburgpark, im Holzhausenpark und an der Tramhaltestelle Buchrainplatz. Das Modell weist neben einem Pissoir mit Waschbecken eine barrierefreie Kabine mit Waschbecken und Sitztoilette für beiderlei Geschlecht auf. Die Einrichtung ist aus Glasfaser gearbeitet und reinigt sich nach Benutzung selbst. Darüber hinaus sind ein Notfallschalter und eine automatische Verriegelung eingebaut, die sich nach 10-15 Minuten selbst öffnet, nachdem sie mit einem Ton- und Lichtsignal darauf aufmerksam macht. Allerdings lässt sich nur die Kabine mit Sitztoilette abschließen, deren Nutzung 50 Cent kostet. Für die Nutzung des Pissoirs wird kein Entgelt erhoben (s. Bestand: Entgelt). Besonders problematisch ist m.E., dass die unentgeltlich nutzbare Kabine sich nicht abschließen lässt. Gerade wohnungslose Menschen, die öffentliche Toiletten häufig zum Waschen verwenden, schränkt selbst diese scheinbar kleine Nutzungsgebühr ein. Als ich einmal die unverschließbare Tür öffnen wollte, habe ich am Buchrainplatz aus Versehen einen Halbnackten verschreckt, der sich am Waschbecken der Pissoir-Kabine wusch.

TRIAX-Toilette am Buchrainplatz

Systemtoiletten wie das Modell TRIAX sind High-Tech-Produkte. Sensoren übermitteln Informationen über Nutzungsfrequenz und Fehlfunktionen. Eine Waage kann feststellen, ob sich Personen in der Anlage befinden. Dies bringt allerdings auch einige Nachteile mit sich. Die Anschlüsse, Kabinen und Innenausstattungen verschiedener Hersteller sind inkompatibel. Während des Lebenszyklus einer Systemtoilette (durchschnittlich 13 Jahre) ist der Wechsel zu anderen Herstellern nicht möglich. Nutzungsverträge mit Betreibern haben lange Vertragsbindung. Bei Insolvenz des Anbieters muss die Anlage vollständig demontiert und ersetz werden. Die Reparaturen erfordern besonderen Sachverstand, der über Dienstleistungen konventioneller Handwerker hinausgeht. Selbst für das Nachfüllen von Seife und Papier bedarf das Reinigungspersonal einer speziellen Einweisung (vgl. ABI: Ergebnisbericht, 39)

Dass Systemtoiletten wie das Modell TRIAX in Frankfurt gerade auf dem Vormarsch sind, an 10 neuen Standorten sollen Systemtoiletten installiert werden, an weiteren 5 wird dies erwogen, liegt vor allem an den niedrigen Kosten im laufenden Betrieb. Der Ergebnisbericht des Amtes für Bau und Immobilien (ABI) vergleicht die Kosten für eine Systemtoilette und eine herkömmliche Anlage mit denselben Kapazitäten: 1 barrierefreie Kabine, 2 Unisextoiletten, 1 Urinal, 100 Nutzer:innen täglich, geöffnet von 6:00-22:00, Betrieb über 40 Jahre. Für Erstellung, Betrieb, Instandsetzung und Abriss sind die Kosten in etwa gleich (≈850.000€). Allerdings ist der laufende Betrieb bei herkömmlichen Anlagen sehr teuer (3.430.000€). Die Systemtoilette schneidet dabei deutlich besser ab (840.000€), selbst wenn das Modul im Laufe der 40 Jahre zweimal ausgetauscht werden muss (220.000€). So errechnet das ABI für die herkömmliche Toilette Kosten von 2,93€ pro Nutzung, während die Systemtoilette mit 1,28€ pro Nutzung deutlich günstiger ist (vgl. ABI, 72f.).

EU-WC-Schlüssel

Häufig werden die regulären Toilettenkabinen barrierefrei eingerichtet. Dies ist der Fall bei obigen Systemtoiletten und den Toiletten am Paulsplatz, Friedhof Bockenheim, Hauptfriedhof Rat-Beil-Straße, Eckenheimer Landstraße und Marbachweg, Friedhof Bornheim, Friedhof Niederrad, Südfriedhof. Allerdings finden sich regelmäßig auch eigens eingerichtete Toilettenkabinen für Menschen mit Behinderung. So im Fall der Toiletten an der Konstablerwache, Hauptwache, Nizza-Anlage, am Hauptbahnhof, Lokalbahnhof, Grillplatz Scheerwald, Waldfriedhof Oberrad und der zusätzlichen Kabine im Rebstockbadpark. Während reguläre Toiletten mit barrierefreier Einrichtung jedoch prinzipiell allen offenstehen, sind letztere Toilettenkabinen nur mit einem besonderen Schlüssel zu öffnen. Der EU-WC-Schlüssel gilt europaweit an Autobahnraststädten und vielen öffentlichen Toiletten. Er öffnet über 12.000 Schlösser. Wegen Vandalismus und des desolaten Zustandes vieler barrierefreier Toiletten wurde der Schlüssel in den 80er Jahren vom CBF Darmstadt entwickelt, um den Zugang zu solchen Toiletten zu beschränken und kontrollieren. Der EU-WC-Schlüssel kostet 23€ und kann bestellt werden von außergewöhnlich Gehbehinderten, Rollstuhlfahrer:innen, Stomaträger:innen, blinden Menschen, hilfsbedürftigen Schwerbehinderten und an Menschen, die an Multipler Sklerose (MS), Morbus Crohn oder Colitis Ulcerosa erkrankt sind. Besonders Menschen mit den Merkzeichen aG, B, H oder BL, G und 70 Prozent aufwärts im Schwerbehindertenausweis erhalten den EU-WC-Schlüssel. Der Schlüssel kann auf der Seite des CBF Darmstadt bestellt werden.

TOI TOI & DIXI

Jeder kennt die blauen Kabinen. Und seit TOI TOI und DIXI im Jahr 1997 fusionierten, ist die ADCO Umweltdienste Holding GmbH weltweit unbestrittener Marktführer. Das erkennt man gut daran, dass kleinformatige, mobile Toilettenkabinen jedes Herstellers gerne >DIXIs< genannt werden. Seitdem Fred Edwards 1973 das erste DIXI-Klo entworfen hat, ist viel Zeit vergangen. Heute macht ADCO über 300 Millionen Euro Umsatz pro Jahr mit rund 200.000 Kabinen. Modelle wie Einsatzmöglichkeiten sind vielfältig. Das Sortiment reicht von der einfachen blauen Kabine, über Toilettenwagen, bis hin zum luxuriösen Superior-Sanitärcontainern. Auch in Frankfurt sind die blauen Kabinen vielfach in Verwendung. Besonders dort, wo keine oder zu wenig Toiletten vorhanden sind oder bestehende Anlagen geschlossen wurden. Die blauen Kabinen sind eine vermeidlich flexible und günstige Alternative zur teuren Toilette. „Zwei mobile Anlagen (eine Toilette mit Waschbecken und eine behindertengerechte Toilette mit Waschbecken) kosten im Monat bei einem Reinigungsturnus von fünfmal pro Woche rund 1.000 Euro (ABI, 49).“ Geleert und gereinigt werden die Kabinen vom Hersteller. Besonders beliebt in Frankfurt ist ihr saisonaler Einsatz (z.B. im Sommer am Main) und ihre Verwendung bei Großveranstaltungen. Das Frankfurter Geoportal verzeichnet dauerhaft aufgestellte Kabinen sogar auf ihrer Toiletten-Karte. Hier werden die Plastik-Kabinen >mobile Standorte< genannt. Dabei bieten die Kabinen aber deutlich weniger Komfort als >immobile< Toiletten. Fließendes Wasser gibt es in den wenigsten Kabinen. Hier lässt sich die Notdurft verrichten. Alles andere bleibt auf der Strecke: Hier kann sich niemand waschen.  Hier gibt es nichts zu trinken. Zudem werden gerade die einfachen blauen Kabinen besonders häufig durch Vandalismus verwüstet. Sie sind besonders einfach umzustoßen und in Brandt zu stecken.

Womöglich kamen schon in der römischen Antike mobile Toiletten zum Einsatz. Ihre Existenz ist archäologisch schwer zu beweisen, da sie wahrscheinlich aus Holz hergestellt wurden. Anders als Stein verfällt Holz aber sehr schnell, sodass es der Nachwelt selten erhalten bleibt. Die Existenz mobiler Toiletten wird besonders deshalb angenommen, weil im Circus, Stadion und Amphitheater Toilettenanlagen größtenteils fehlten (vgl. Neudecker: Die Pracht der Latrinen, 73). Die Zusammensetzung des Publikums, der Stellenwert der Veranstaltungen und v.a. die unregelmäßige Terminierung der Feste und Spiele mögen gegen den Bau und Betrieb fester Toiletten-Anlagen gesprochen haben (vgl. Neudecker, 73).

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